Gruppe 3: "Stress am Arbeitsplatz"
Lena Scherbaum
Was ist Stress? (Definition von Stess/Stressor, Distress/Eustress, adaptive/maladaptiv) |
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten den Zustand „Stress“ zu definieren. Süss-Lindert (1995) ist zum Beispiel der Meinung, dass Stress ein biologischer Prozess ist, der im Körper Veränderungen hervorruft um verschiedene Ansprüche bewältigen zu können. Aichinger (2003) hingegen definiert Stress einen Spannungszustand, der durch die Befürchtung entsteht, dass eine stark aversive, zeitliche nahe oder bereits eingetretene subjektiv lang andauernde Situation als nicht vollständig kontrollierbar erlebt wird, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint.
Der Organismus reagiert in Stresssituationen als ein ganzheitliches System. Es laufen unspezifische Reaktionen auf den motorischen, physiologischen, emotionalen und kognitiven Verhaltensebenen ab. Motorische Reaktionen finden statt, wenn ein Stressor wahrgenommen wird und es zu einer Vorspannung der willkürlichen Muskulatur kommt. In dieser Situation möchte der Mensch schneller angreifen und weglaufen können. Diese Reaktionsmuster zeigten sich schon bei unseren Urahnen. Physiologische Reaktion bewirkten eine erhöhte Funktion im vegetativen Nervensystem und in bestimmten Organen, die durch das vegetative Nervensystem gesteuert werden. Daher wird der Kreislauf- und Stoffwechsel angeregt und es werden die Hormone Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet und Zucker- und Fettvorräte bereitgestellt. Des Weiteren entstehen bei einer Stressreaktion unter anderem unterschiedliche Gefühle wie Angst, Ärger, Wut, aber auch Freude kann empfunden werden. Angst, Ärger und Wut können Besonders zu einer Motivationssteigerung führen, die negativen Zustände der Stresssituation beseitigen und positive Situation herbeiführen. Auf der kognitiven Ebene versuchen wir den Spannungszustand gedanklich zu bewältigen. Die Wahrnehmung konzentriert sich verstärkt auf die Stressoren, und wir lassen uns kaum von Nebensächlichkeiten ablenken. All die bisher aufgezählten Stressreaktionen werden als unspezifisch bezeichnet, da sie im Organismus als immer wieder auftretende Reaktionsmuster vorkommen, egal welchem Stressor oder welcher Anforderung man ausgesetzt ist (Krauthan, 2004, S. 85-86). Verschiedene Arten von Stressoren: Leistungsstressoren: • Leistungs- und Zeitdruck, Unterforderung oder Überforderung, Prüfungen, Probleme am Arbeitsplatz (Mobbing), Arbeitslosigkeit oder Arbeitsplatzwechsel, Armut, monotone Arbeiten Soziale Stressoren: • Konflikte, Isolation, Angst, Schmerzen, Zukunftsungewissheit, Schulden, Krieg, Katastrophen, Diskriminierung oder Benachteiligung Physische Stressoren: • Lärm, Kälte bzw. Hitze, Licht, Empfindungsstörungen, Reizüberflutung, Platzmangel, Umweltverschmutzungen Biophysiologische Stressoren: • Alkohol, Nikotin, Drogen, Amphetamine (Amlacher-Ukobitz, 2012). Adaptive/maladaptive Stressbewältigung: Es wird zwischen adaptiven und maladaptiven Coping Strategien unterschieden. Bei adaptiven Strategien zur Stressbewältigung kommt es zu einem problemorientierten Handeln, Zerstreuung, Anheben der Stimmung, Akzeptanz, Vergessenheit, Umwertung und zu einer kognitiven Problemlösung. Adaptive Coping Strategien tragen zu einer langfristigen und nachhaltigen Lösung eines Problems bei, während bei maladaptiven Coping Strategien der Ablenkungscharakter im Vordergrund steht (Seiffge-Krenke, Lohaus, 2007, S. 43).
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Friederike Bellmann
Wie läuft eine körperliche Stressreaktion ab? (HPA-Achse; Allostase und allostatische Last) |
Durch die Verarbeitung externer Reize aus der Umwelt und interner Signale des Körpers, steuert das Gehirn unser Verhalten und passt die physiologischen Funktionen und Reaktionen der gegebenen Situation an. Das Grundniveau und Gleichgewicht der physiologischen Funktionen wird als Homöostase bezeichnet. Wird dieses Gleichgewicht gestört, so wird eine Anpassungsreaktion, die Allostase, induziert (Nüsslein-Volhard, 2006, S. 1160-1165).
Auf physiologischer Ebene aktivieren Stressstimuli, in Form hormoneller Botenstoffe, die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinde-Achse (HPA-Achse) und das sympathische Nervensystem. Ausgehend vom Hypothalamus werden Neurotransmitter freigesetzt, welche die Hypophyse aktivieren. Weiter stromabwärts wird schließlich die Nebennierenrinde aktiviert und Cortisol in den Blutkreislauf freigesetzt. Cortisol ist ein Hormon, dass beispielsweise den Blutzuckerspiegel erhöht und die Aktivität des Immunsystems schwächt. Somit ist Cortisol ein wichtiger Mediator in der Stressreaktion (Nüsslein-Volkard, 2006, S. 1160-1165). Normalerweise ist Allostase ein kurzfristiger Prozess, der es dem Körper ermöglicht, auf die Stressoren zu reagieren und zur Homöostase zurückzukehren. Wenn die Inaktivierung der HPA-Achse jedoch beeinträchtigt ist, bleiben die allostatischen Signalkaskaden über einen langen Zeitraum bestehen. Diese Bedingung wird als allostatische Last bezeichnet und hat vier mögliche Ursachen: „repeated hits“, „a lack of adaption“, die „prolonged response“ und die „inadequate response“. Bei den „repeated hits“ handelt es sich um normale allostatische Reaktionen, die jedoch in so kurzer Sequenz aufeinander folgen, dass keine Zeit für eine hinreichende Erholung gegeben ist. „A lack of adaption“ beschreibt eine mangelnde Gewöhnung an einen Stressstimuli, sodass weitere Stressreaktionen in gleicher Intensität verlaufen. Die „prolonged response“ ist durch ein Ausbleiben der Erholung gekennzeichnet, während die „inadequate response“ eine unangemessene Reaktion darstellt (McEwen, 1998, S. 171-177). Eine Stressreaktion besteht jedoch nicht allein aus inneren Vorgängen, sondern wird auch im Verhalten ersichtlich. Anzeichen, die von außen wahrgenommen werden können sind beispielsweise eine schnelle und flache Atmung und Muskelanspannung (Kaluza, 2015, S. 18- 21).
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Alba de la Fuente Champs:
Charakterisieren Sie die Rolle von Mobbing am Arbeitsplatz als Stressor und nennen Sie mögliche psychische und physische Erkrankungen, die daraus resultieren können? |
Der Mensch ist im Alltag und vor allem in der Arbeitswert verschiedenen Herausforderungen ausgesetzt. Wenn die Anforderungen jedoch über ein gewisses Maß hinausgehen werden diese als anstrengend und belastend empfunden. Nach Selye versteht man unter Distress, also negativem Stress, den Zustand der Überlastung, der beispielsweise durch Überforderung am Arbeitsplatz entstehen kann. Inwieweit solche Belastungssituationen als stressig empfunden werden, hängt davon ab wie belastbar eine Person ist und wie lange die Belastung andauert (Stangl, 2017). Ein gutes Beispiel für eine solche Überlastung in der Arbeitswelt ist Mobbing.
Mobbing: Die American Psychological Association definiert Mobbing als eine aggressive Verhaltensform, bei welcher einer Person beabsichtigt und wiederholt Schaden und Unwohlsein bereitet wird. Verschiedene Handlungen sind beispielsweise, ungerechte Kritik, Verweigerung von Informationen an diese Person, Beleidigungen oder auch das Verbreiten von Gerüchten über die Person. (Kauffeld, 2011, S. 228). Bei der Art von Stress, die durch Mobbing verursacht wird, handelt sich oft um einen psychischen Stress. Da es sich beim Mobbing um einen langanhaltenden, permanenten Prozess handelt, hat die betroffene Person in der Regel keine Zeit sich nach einer Stressreaktion zu erholen, wie es normalerweise der Fall wäre, sondern ist permanent neuen Stressreizen ausgesetzt. (Brinkmann, 2002, S. 22) Die Folgen von Mobbing bzw. vom Distress, der daraus resultiert, sind vielfältig und können das Leben des Betroffenen sowohl im Beruf als auch Privat negativ beeinflussen. Neben gravierenden Auswirkungen auf das Opfer selbst, wirkt sich Mobbing auch negativ auf ein Unternehmen aus. Es sorgt für ein schlechtes Betriebsklima, was die Motivation der Mitarbeiter beeinträchtigt und in dessen Folge für ein starkes Absinken von Produktivität und Arbeitsqualität sorgt. Außerdem kommt es oft zu Krankheitsausfällen des Betroffenen, was mit hohen Kosten für das Unternehmen verbunden ist. (Walter, 1993, S. 20) Vor allem der Selbstwert und die Stabilität einer Person leiden dann stark. Mentale und emotionale Missbräuche sind häufige Stressauslöser und tragen sowohl psychische und physische Erkrankungen mit sich.
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Maximilian Mendel:
Gegenmaßnahmen und Präventionen gegen Stress am Arbeitsplatz |
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz: Aufgrund der großen Aufmerksamkeit die dem Burnout Syndrom im öffentlichen Diskurs in den vergangenen Jahren zu Teil wurde, sind viele Unternehmen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements für die Thematik der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz sensibilisiert worden. Zur Krankheitsvermeidung werden Maßnahmen gegen Stress am Arbeitsplatz (z.B. Stressbewältigung und Entspannungsverfahren) sowie präventive Interventionen herangezogen (Scharnhorst, 2017a, S.398).
Präventionsmaßnahmen stellen ein gezieltes Eingreifen in den Arbeitsalltag von ArbeitnehmerInnen dar, wobei versucht wird negative Folgen von Stress zu reduzieren. Unterschieden werden hierbei die Verhaltensprävention (Modifikation gesundheitsgefährdender Verhaltensmuster) und die Verhältnisprävention (Modifikation von Lebens- und Arbeitsbedingungen um Gesundheit zu erhalten) (Kauffeld, 2011, S.237-238). Prävention durch Resilienzförderung: Eine Form der Verhaltensprävention stellen Resilienz Trainings dar. Resilienz, die psychische Widerstandsfähigkeit angesichts belastender Lebensereignisse (Bengel & Lyssenko, 2012), wird als Fähigkeit Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und soziale Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen, verstanden (Fröhlich-Gildhoff & Ronau-Böse, 2015 nach Welter-Enderlin, 2006). Die stärksten empirischen Belege lassen sich für die Resilienzfaktoren soziale Unterstützung, Selbstwirksamkeitserwatung und Optimismus finden. Auch für das Konstrukt der Achtsamkeit zur Stressreduktion findet sich immer mehr Evidenz.. Somit können Resilienztrainings, wenn sie neben der kognitiven Komponente über Psychoedukation auch die mittelfristige Umsetzung auf Verhaltensebene im Arbeitsalltag beinhalten zu einer besseren Bewältigung von Disstress führen und haben somit einen protektiven und präventiven Charakter (Scharnhorst, 2017b, S.22). Das Centrum für Disease Management (Klinikum rechts der Isar – TU München), dass Worksshops für Unternehmen und Behörden zu den Themen psychische Gesundheit am Arbeitsplatz und Resilienz anbietet, empfiehlt ein Vorgehen anhand von drei Schritten zur Prävention von (stressbedingten) psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz:
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