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Psychologische Folgen der Erwerbslosigkeit

Raisa Drinovan:
Welche Auswirkungen hat Arbeitslosigkeit auf die Motivation einer Person?
Rowley und Feather (1987) untersuchten die Auswirkungen unterschiedlich lang andauernder Arbeitslosigkeit von Probanden jüngeren und mittleren Alters in Bezug auf das Selbstwertgefühl, psychische Belastung, wahrgenommene Nutzung der Zeit, finanzielle Schwierigkeiten und der Suche nach einem neuen Job. Ihren Ergebnissen zufolge hat Langzeitarbeitslosigkeit eine teils sehr große Auswirkung auf die Psyche, die Persönlichkeit und das allgemeine Wohlbefinden von Betroffenen. Studien zufolge, leidet das psychische Wohlbefinden von Männern mittleren Alters verstärkt unter fortwährender Erwerbslosigkeit im Vergleich zu jüngeren und älteren Teilnehmergruppen (Jackson & Warr, 1984, S. 609). Laut Jackson und Warr (1984) offenbaren sich bei Männern mittleren Alters durch Arbeitslosigkeit eine andere Problematik als bei Schulabgängern oder Arbeitnehmern fortgeschrittenen Alters kurz vor der Pension, da die Verantwortung für Familie und auch die damit verbundenen finanziellen Verpflichtungen meist höher ist. Langzeitarbeitslosigkeit kann mit Suizidverhalten in Verbindung gebracht werden. Unter der mit Arbeitslosigkeit verbundenen finanziellen Belastung und anderen Stressoren leiden sowohl das Selbstwertgefühl als auch die Wahrnehmung des Lebenszwecks (Stack & Wasserman, 2007). Weitere Untersuchungen von Warr und Jackson (1985) zeigen auf, dass die negativen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit sich zunehmend in den ersten drei Monaten entfalten und nach zirka sechs Monaten stagnieren. Diese Effekte wirken sich laut den Forschern jedoch stärker auf Menschen aus, die bezahlter Arbeit einen hohen Wert beimäßen (Warr & Jackson, 1985). Jackson und Warr beschreiben in ihrem kumulativen Stress Modell (1984) die kontinuierliche Zunahme von Stressfaktoren bei anhaltender Arbeitslosigkeit. Diese Stressfaktoren ergeben sich beispielsweise durch die wachsende Frustration über die erfolglose Stellensuche, wie auch in der Verschlechterung der finanziellen Situation oder in der zunehmenden sozialen Isolation und Stigmatisierung (S. 610). Die Zunahme von Stressoren wie diesen führt zu einer stetigen Abnahme der psychischen Gesundheit, was einen linearen Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeitsdauer und psychischem Befunden zu vermuten ist (Jackson & Warr, 1984). Warr und Jackson (1985) gehen zudem auf das Adaptationsmodell ein, welches Adaptationsprozesse, die nach anfänglicher Verschlechterung der psychischen Gesundheit stattfindet, darlegt. Es findet dabei eine Umverteilung von Prioritäten statt. So würde zum Beispiel die Wichtigkeit, die Arbeit zugeschrieben wird, gemindert und versucht, die persönliche SelbstWahrnehmung und womöglich veraltete Zielsetzungen zu überholen. Ebenso kommt der Entwicklung von Interessen und Aktivitäten außerhalb des professionellen Lebens besondere Aufmerksamkeit zu. Diese Strategien können die psychische Gesundheit der Betroffenen bis zu einem gewissen Grad stabilisieren. Die Entwicklung ist jedoch nicht gänzlich umkehrbar. (Warr, 1997)
  • Jackson, P.R., Warr, P. B. (1984). Unemployment and psychological ill-health: the moderating role of duration and age. Psychological Medicine. 14, 605 – 614
  • McKee-Ryan, F. M., Song, Z. B., Wanberg, C. R., et al. (2005). Psychological and physical well-being during unemployment: a meta-analytic study. Journal of Applied psychology. 90, 53 – 76.
  • Rowley, K.M. & Feather, N.T. (1987). The impact of unemployment in relation to age and length of unemployment. Journal of Occupational Psychology, 60. 323 – 332.
  • Stack, S., Wasserman, I. (2007). Economic strain and suicide risk: a qualitative analisys. Suicide and Life-Threatening Behaviour. London: Chapman and Hall.
  • Warr, P. B. (1987). Work, unemployment, and mental health. London: Oxford University Press.
  • Warr, P.B, & Jackson, P.R. (1985). Factors influencing the psychological impact of prolonged unemployment and of reemployment. Psychological Medicine, 15, 795-807.
Katharina Skalitzky
Welche Auswirkung hat Langzeitarbeitslosigkeit auf soziale Isolation?
Unter Langzeitarbeitslosigkeit versteht man die Erwerbslosigkeit über eine Dauer von 12 oder mehr Monaten (Birk, 2001). Um die psychischen Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit zu verstehen, muss man die kollektive und individuelle Bedeutung von Erwerbstätigkeit in unserer Gesellschaft betrachten. (Karl, 1995) Arbeiten stellt ein zentrales Element dar, um als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft anerkannt zu werden (Pietsch, 2012, S. 62). Erwerbstätig sein ermöglicht finanzielle Absicherung, gibt Struktur und Status, ist identitätsstiftend und bringt soziale Kontakte außerhalb des eigenen Umfelds (Wüstner, 2009, S. 195). Wenn eine Person ihre berufliche Position verliert, gehen diese zentralen Funktionselemente verloren. Es kommt zu einem Verlust der Normalität (Hollederer, 2011, S. 64). Die Dauer der Arbeitslosigkeit ist ein bestimmender Faktor für die psychische Belastung Betroffener (Baumann, 2009, S.96). Mit andauernder Erwerbslosigkeit verschlechtert sich der seelische Zustand deutlich (Hollederer, 2011, S. 60). Nur wenige schaffen es, sich an die neuen Umstände anzupassen (Pietsch, 2012). Arbeitslose isolieren sich tendenziell selbst (Hollederer, 2011, S. 62). Ihre finanzielle Sicherung geht verloren und soziale Kontakte nehmen ab (Wüstner, 2009, S. 195). Dadurch kommt es zu einer Verkleinerung des Freundeskreises und geringeren Kontakthäufigkeit (Pietsch, 2012). Durch Stress ausgelöste Streitigkeiten, Eheprobleme und Scheidung verstärken die Isolation (Hollederer, 2011, S. 64). Die Individualisierung des Problems führt dazu, dass kein Austausch unter Arbeitslosen stattfindet und kein gemeinsames Gefühl der Bewältigung entsteht (Pietsch, 2012, S. 63). Kollektive Verarbeitungsmuster sind in dieser Situation sehr schwach ausgeprägt. Es kommt zu Konkurrenz anstatt zu Solidarität. Ein vermindertes Kontaktbedürfnis, soziale Ängste, die Erfahrung der Überflüssigkeit und ein geringes Selbstwertgefühl treten als Folgen der individualisierten Konfliktbearbeitung auf (Pietsch, 2012).
Soziale Isolation als Reaktion auf Arbeitslosigkeit ist jedoch nicht einheitlich vorzufinden (Pietsch, 2012, S. 63). Sie ist individuell und von einer Vielzahl Einflussfaktoren mitbestimmt. In Ländern oder Vierteln mit hoher Arbeitslosigkeit ist die soziale Isolation Betroffener geringer (Pietsch, 2012, S. 62). Erwerbslose fühlen sich in diesen Wohngebieten weniger ausgegrenzt, als in Regionen mit niedriger Arbeitslosigkeit. Das Wohngebiet kann entweder als ausgrenzend oder als schützend wahrgenommen werden (Weißmann, 2017, S. 78). Zusätzlich hat das unmittelbare Umfeld Einfluss darauf, ob Erwerbslosigkeit als weniger negativ wahrgenommen wird (Hollederer, 2011, S. 62). Die Familie und Freunde haben bei der Bewältigung der Arbeitslosigkeit eine große Bedeutung (Hollederer, 2011, S. 63). Sie geben Sinn, sind ein Ansprechpartner und können soziale, emotionale und materielle Unterstützung bieten. Durch den Mangel an sozialen Ressourcen kann nur sehr unzureichend mit der Situation umgegangen werden, wodurch es zur Isolation kommt (Pietsch, 2012). Die psychischen und sozialen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit sind somit sowohl von der Dauer als auch von vorhandenen Ressourcen abhängig (Baumann, 2009, S.69).
  • Baumann, M. (2009). Selbst- und Fremdbilder von Arbeitslosigkeit. Dissertation. Frankfurt: Peter Lang Verlag
  • Birk, A. (2001). Langzeitarbeitslosigkeit im Wachstumsprozess. Eine theoretische Analyse. In Volkswirtschaftliche Schriften (516). Berlin: Duncker & Humbolt.
  • Hollederer, A. (2011). Erwerbslosigkeit, Gesundheit und Präventionspotenziale: Ergebnisse des Mikrozensus 2005. Wiesbaden: VS Verlag.
  • Karl, K. (1995). Psychosoziale Folgen der Langzeitarbeitslosigkeit. Norderstedt: GRIN Verlag.
  • Pietsch, W. (2012). Arbeitslose Jugend: (K)ein Problem!?!. Hamburg: Diplomica Verlag GmbH.
  • Weißmann, M. (2017). Dazugehören. Handlungsstrategien von Arbeitslosen. Köln: Herbert von Halem Verlag.
  • Wüstner, K. (2009). Sozioökonomische Arbeitsforschung – Das Individuum im Spannungsfeld von Arbeit und Nicht-Arbeit. München: Rainer Hampp Verlag.
Michael Aigner:
Welche fördernden Maßnahmen gibt es für Arbeitslose beim Wiedereinstieg in die Arbeitswelt?
Laut einem Themenpapier von „Arbeit Plus“ aus dem Jahr 2017 geht hervor, dass es selbst bei einem generellen Sinken oder einer Verbesserung der Konjunktur für Langzeitarbeitslose schwer ist, den Wiedereinstieg in den Beruf zu meistern. Die Komplikation des Zurückfindens in eine Erwerbstätigkeit liegt an der Entwertung bestehender Qualifikationen sowie Berufserfahrungen nach langanhaltender Arbeitslosigkeit (Arbeitplus – Soziale Unternehmen Österreich, S.18). Die steigende Dauer der Arbeitslosigkeit hat im Weiteren ebenso immer negativere Auswirkungen auf die soziale Absicherung, da Arbeitslosengeld je nach Dauer und Alter der arbeitslosen versicherungspflichtigen Beschäftigten nur über eine gewisse Zeitspanne ausbezahlt wird (Arbeitplus – Soziale Unternehmen Österreich, S. 19).
Das österreichische Institut für Wirtschaftsforschung berichtet in einer Studie aus dem Jahr 2012 über die Arbeitsvermittlung und eingesetzten Beratungs- und Vermittlungsleistungen beim Arbeitssuchverhalten sowie dem Sucherfolg von Arbeitslosen. In erster Linie achtet die Beratung für Arbeitslose darauf, die jeweilige individuelle Dauer der Arbeitslosigkeit möglichst kurz zu halten. Für eine erfolgreiche Vermittlungsarbeit sind speziell auf den Kunden ausgerichtete Prozesse sehr entscheidend (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Kap. 4., S. 52). Hofmann et al. (2010) und Rosholm (2008) zeigen in einer experimentell durchgeführten Studie bezüglich kausaler Wirkungsfaktoren für Integrationserfolg, dass eine höhere Kontaktdichte als auch ein besserer Betreuungsschlüssel zu einem größeren Eingliederungserfolg führt. Ebenso erhöhen engere Betriebskontakte und die Möglichkeit zu betriebsnahen Trainingsmaßnahmen den Erfolg der Arbeitsvermittlung und den Wiedereinstieg in die Erwerbstätigkeit (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Kap. 4.1., S.52). Der österreichische Arbeitsmarktservice (AMS) kann zudem positive Veränderungen betreffend den Wiedereinstieg von Arbeitslosen in die Erwerbstätigkeit durch sogenannte Vermittlungsvorschläge erkennen. Im Idealfall wird eine vorgeschlagene Stelle von einem Arbeitslosen angenommen. Darüber hinaus können aber Vermittlungsvorschläge zu einer gewissen Aktivierung beziehungsweise einer allgemeinen Unterstützung führen, welche Arbeitslosen bei der Arbeitssuche hilft. Daraus resultiert eine raschere Wiederaufnahme der Beschäftigung (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Kap. 4.1., S. 43).
Das WIFO hat auf Basis einer Erhebung von Arbeitslosen im Jahr 2012 die Rolle der öffentlichen Arbeitsvermittlung und der dafür eingesetzten Beratungs- und Vermittlungsleistungen hinsichtlich des Arbeitssuchverhaltens und Sucherfolges Erwerbsloser untersucht. Insbesondere für Langzeitarbeitslose, Geringqualifizierte sowie Personen welchen der Zugang zu anderen Suchkanälen aufgrund von mangelnden Deutschkenntnissen oder finanziellen Problemen eingeschränkt ist, nimmt der österreichische Arbeitsmarktservice AMS eine bestimmende und entscheidende Rolle ein, welche einen großen Beitrag sowie Unterstützungsfaktor für den Wiedereinstieg in die Beschäftigung bildet (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Kap. 4.1., S. 35).
  • Arbeitplus – Soziale Unternehmen Österreich (2017). Langzeitarbeitslosigkeit. Zugriff am 15.11.2017 um 09:18. Verfügbar unter: http://arbeitplus.at/wordpress/wp-content/uploads/2017/10/TP-LZAL-2017-10-18.pdf
  • Eppel, R., Huemer, U., Mahringer, H., Weber, A., Knöller, J. & Konle-Seidl, R. (2012). Öffentliche Arbeitsvermittlungssysteme und ihr Einfluss auf Suchverhalten und Erfolg der Arbeitssuche. Zugriff am: 15.11.2017 um 11:42. Verfügbar unter: http://www.forschungsnetzwerk.at/downloadpub/wifo_ oeffentliche_vermittlungssysteme_bmask_2012.pdf
  • Eppel, R., Fink, M. & Mahringer, H. (2016). Die Wirkung zentraler Interventionen des AMS im Prozess der Vermittlung von Arbeitslosen. Zugriff am 16.11.2017 um 18:53. Verfügbar unter: http://www.forschungsnetzwerk.at /downloadpub/2016_Endbericht_AMS-Interventionen_wifo.pdf
Morid Ayobi
Welche psychosozialen Folgen zeitigt Langzeitarbeitslosigkeit?
Die psychischen und sozialen Konsequenzen, die ein erwerbsloser Mensch durch die Langzeitarbeitslosigkeit haben kann, sind in erster Linie mit physischen Erkrankungen verbunden, die in weiterer Folge sogar zum vorzeitigen Tod führen können. 
Arbeitslosigkeit hat zunächst Auswirkungen auf das Sozialleben der Betroffenen. Durch das Fehlen der finanziellen Mittel kommt es unter anderem zu einer Verminderung sozialer Kontakte und somit zu einem Rückzug aus der Gesellschaft (Paradisi-Redaktion, 2017). Soziale Isolation wie auch die finanzielle Situation führt dazu, dass sich der Lebensstil zunehmend verschlechtert (Heipertz, Hörmann, Weber, 2007, S. 2959). Ohne geregelten Tagesablauf steigen die physische Inaktivität und Fehlernährung, wie sich auch die Wahrscheinlichkeit des Alkohol-, Nikotin- und Drogenmisbrauchs (Heipertz, Hörmann, Weber, 2007, S. 2960). Diese reduzierten Lebensstandards führen zu somatischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Übergewicht, Untergewicht, Schlafstörungen, Adipositas, Stoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Störungen (Heipertz, Hörmann, Weber, 2017, S. 2960). In der Regel sind diese Erkrankungen im weiteren Ablauf, neben dem Suizid, die Ursache für den Tod vieler Langzeitarbeitsloser.
Es ergeben sich auch eine Reihe von negative psychische Folgeerscheinungen am Betroffenen (Heipertz, Hörmann, Weber, 2007, S. 2961) wie z.B. Depressionen und Gefühle sozialer Minderwertigkeit, Angststörungen und das Fehlen eines Lebenssinns, (Paradisi-Redaktion, 2017). Auch Kinder werden druch die Famliensituation überfordert, sodass sich Intergenerationeneffekte zeigen, und häuffiger an Selbstmord denken (Heipertz, Hörmann, Weber, 2017, S. 295).
Langzeitarbeitslosigkeit zeitigt auch Veränderungen in der Persönlichkeit in der Fom einer negativen Lebenseinstellung und höheren Reizbarkeit (Strangl, 2017). Diese Persönlichkeitsveränderungen wirken sich negativ auf die Beziehungen mit Bekannten, Verwandten und Partnerschaften au. 
  • Heipertz, W., Hörmann, G., Weber, A. (2007): Arbeitslosigkeit und Gesundheit aus sozialmedizinischer Sicht. Zugriff am 01.12.2017 um 12:32. Verfügbar unter: https://www.aerzteblatt.de/pdf/104/43/a2957.pdf
  • Strangl, W. (2017): Langzeitarbeitslosigkeit und psychische Erkrankungen. Zugriff am 31.11.2017 um 22:04. Verfügbar unter: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/BERUFSFINDUNG/Arbeitslosigkeit.shtml
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last modified: March 2020