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Was bringt Menschen dazu wirtschaftlich (un)ethisch zu handeln? 

Sagmeister:
Inwiefern begünstigt transformationale Führung unethisches Verhalten in einem Betrieb? 
Generell gilt es zu Beginn zwischen zwei großen Führungsstilen zu unterscheiden. Einerseits gibt es die klassischere, transaktionale Führung (Enste, Eyerund & Knelsen, 2013). Dieser ist sehr rational und aufgabenorientiert und zeichnet sich dadurch aus, dass der Einfluss des Führenden auf den Mitarbeiter durch ein Verhältnis von Leistung und Gegenleistung in Form von materiellen und immateriellen Gütern erfolgt (Bass & Avolio, 1993). Nicht-Erfüllen der Leistung wird durch Bestrafungen oder dem Entzug von Vorteilen sanktioniert. Hierbei werden keine ethischen oder moralischen Grundwerte durch den Führer vertreten. 
Eine neuere Form der Führung, die tr​ansformationale, widmet sich unter anderem dem Defizit an Ethik und Moral durch die Führungsperson innerhalb eines Betriebes. Generell motiviert der Führende bei diesem die Geführten intrinsisch, um gemeinsame Ziele zu erreichen (Bass & Avolio, 1993). Dies wird umgesetzt, indem dieser eine Vorbildfunktion für die Geführten erfüllt, deren individuellen Fähigkeiten erkennt, sie zu Eigeninitiative anregt und versucht attraktive Ziele für den Führenden und die Geführten zu schaffen. Es gibt vier Teilbereiche dieser Führungsart (Bass & Avolio, 1993): (1) Idealized Influence (Identifikation): Der Führende zeigt Verlässlichkeit und hält hohe ethische und moralische Standards ein, mit dem Ziel Respekt, Bewunderung und Vertrauen bei den Mitarbeitern auslösen, (2) Inspirational Motivation: Das Setzen von anspruchsvollen und attraktiven Zielen, (3) Intellectual Stimulation: Das Fördern von Kreativität und eigenständigem Problemlösen und (4) Individualized Consideration: Das Behandeln jedes einzelnen Mitarbeiters anhand der persönlichen Fähigkeiten/ Stärken & Schwächen. Dieser Ansatz sollte sich in weiterer Folge ebenfalls auf ethische und moralische Grundsätze innerhalb eines Betriebes auswirken. 
Allerdings gibt es Studien, die dem gegensätzlich sind (Effelsberg, 2014). Negative ethische Konsequenzen können laut dieser dann auftreten, wenn das Eigeninteresse des Führenden gegensätzlich zu den Zielen des Unternehmens steht. Durch den zuvor erwähnten ersten Teilbereich (Idealized Influence) werden Mitarbeiter durch die Identifikation mit dem Führenden selbst dazu gebracht, unethische Verhaltensweisen an den Tag zu legen. Ein weiterer Faktor der unethisches Verhalten in Unternehmen fördert, ist die zu starke Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen selbst. Diese führt dazu, dass Mitarbeiter wirtschaftlich unethisch handeln, um die Firma voranzubringen. 
Lindemann:
Welche Faktoren begünstigen unethisches Verhalten bei Firmen-MitarbeiterInnen?
Nach Campbell und Göritz (2014) besteht ein Konsens darüber, dass weniger individuelle Persönlichkeitsfaktoren oder kognitive Fähigkeiten für unethisches Verhalten verantwortlich sind als Unternehmenskulturen (Klima, Praktiken). Verbreitete Annahmen sind, dass besonders Bestrafungs- und Belohnungssysteme moralisches Denken und Verhalten von MitarbeiterInnen beeinflussen, und dass MitarbeiterInnen lernen, sich unethisch zu verhalten, wenn die Firmenpraktiken, -normen und Glaubenssätze das implizieren und erfordern. Ein Erklärungsansatz dafür ist operante Konditionierung (Belohnung und Bestrafung durch Vorgesetzte und MitarbeiterInnen).
Ein wesentliches Charakteristikum von unethischen (z.B. korrupten) Firmenkulturen ist nach Campbell und Göritz (2014) eine Kultivierung der Selbstwahrnehmung als Schicksalsgemeinschaft im Kriegszustand: gegen äußere Feinde (konkurrierende Firmen, die alle unethisch Handeln), muss um das Überleben gekämpft werden. Diese Vorstellung der existentiellen Bedrohung erzeugt hohe Unsicherheit (Bestehenbleiben der Arbeitsplätze), einen hohen Leistungs- und Loyalitätsdruck, die Fokussierung auf gewünschte Ergebnisse sowie die Rechtfertigung, dass der Zweck (Ziele erreichen = Überleben) alle Mittel heiligt. So wird unethisches Verhalten, das Firmenziele realisiert, positiv konnotiert und belohnt, während ethisches Verhalten, das dieselben nicht erreicht, negativ konnotiert und bestraft wird. Neue MitarbeiterInnen werden mittels Institutionalisierung, Sozialisierung und
Rationalisierung (und weiteren Rechtfertigungs- und Copingstrategien) dazu gebracht, an unethischen Firmenstrukturen zu partizipieren und (ihr) unethisches Verhalten zunehmend positiv wahrzunehmen, gemäß der Firmeneigenen Werte und Normen, d.h. auch einer von der Alltagsethik abweichenden Firmenethik.
Unethisches Verhalten wird in der Forschungsliteratur ferner mit dem Führungsstil und Vorbild der Vorgesetzten in Verbindung gebracht, z.B. mit Managern, die Ziele vorgeben und wesentliche Akteure der Umsetzung des Belohnungs- uns Bestrafungssystems sind. Auch Fehlerkulturen werden im Zusammenhang mit unethischem Mitarbeiterverhalten diskutiert:
werden Fehler tabuisiert neigen MitarbeiterInnen dazu, sie zu vertuschen. Schließlich wird auch die Unternehmensgröße als Faktor für unethisches Verhalten genannt, denn mit Größe und Arbeitsteilung kann ein Mangel an Information und Verantwortungsgefühl einhergehen (Baucus & Beck-Dudley, 2005).
  • Baucus, M. S., & Beck-Dudley, C. L. (2005). Designing ethical organizations: Avoiding the long-term negative effects of rewards and punishments. Journal of Business Ethics, 56, 355-370. doi:10.1007/s10551-004- 1033-8
  • Campbell, J.-L., & Göritz, A. S. (2014). Culture corrupts! A qualitative study of organizational culture in corrupt organizations. Journal of Business Ethics, 120, 291-311.doi:10.1007/s10551-013- 1665-7
Komac:
Welche Treiber/Motivatoren begünstigen die Inanspruchnahme von Corporate Social Responsibility in Unternehmen?
Corporate Social Responsibility, kurz auch CSR genannt, bezeichnet die Verantwortung die Unternehmen auf gesellschaftlicher, ökologischer, ökonomischer und sozialer Ebene freiwillig übernehmen, um verschiedenste Interessengruppen in verschiedensten Belangen zu unterstützen. Es gibt unterschiedliche Vorteile warum ein Unternehmen sich für CSR entscheidet. Die nachhaltige Produktion und operatives Denken einzusetzen, soziales Einsetzen seitens der MitarbeiterInnen, Umweltmanagement sind einige Gründe hierfür. Einer der Motivatoren für CSR ist  die erhoffte Rufsteigerung & -erhaltung auf gesellschaftlicher Ebene, um bei dem Konsumenten einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Dadurch werden mögliche Risiken vermeiden, z.B. Umsatzverluste, da die Stellung des Unternehmens gesicherter ist.  Mit der Methode des CSR ist es für den Konsumenten, Investoren, NGO`s und Behörden leichter mit beruhigten Gewissen an das Unternehmen heranzutreten und miteinander zu agieren bzw. kommunizieren, z.B. kann sich der Verbraucher mithilfe des CSR orientieren ob Bestimmungen hinsichtlich Gesetzten, Völkerrecht usw. eingehalten wird (WKO Wirtschaftskammer Österreich, 2017). 
Für viele Manager und Führungskräfte spielt die persönliche Motivation eine große Rolle. Hierbei ist das eigene Bedürfnis ausschlaggebend für das Einsetzen von CSR. Der Nachteil hierbei ist, dass CSR im Unternehmen nicht zielgesetzt eingesetzt wird und die Kommunikation schwammig verläuft.  Oftmals ist die Verantwortung die Unternehmen übernehmen mit einer externen Motivation verbunden. Der Druck von außen ist groß. Es ist „in“ geworden sich für die Umwelt und die Menschen allgemein einzusetzen. Wer nicht mitmacht, wird sich am Markt schwer tun und beim ökonomischen Wettbewerb nicht mithalten können. Das Engagement wird von Stakeholder und Kunden schon vorgeschrieben. CSR als Wettbewerbsdruck. Durch die Anteilnahme werden den Unternehmen aber auch gewisse Vorteile eröffnet. Sie können sich ausdifferenzieren und neue Märkte/Kunden erobern. Hierbei können Neubindungen zu Kunden geschaffen werden und Kosten werden reduziert, z.B. durch weniger Ausdrucken von Papier. Der Umweltschutz ist auch profitabel für Unternehmen. Die MitarbeiterInnen können ein weiterer Treiber für CSR sein. Wenn das Unternehmen sich hinsichtlich Umweltschutz und sozialen Belangen attraktiv positioniert, werden Mitarbeiter gebunden und neue angelockt. Kritisch anzumerken hierbei ist die Tatsache, dass Unternehmen CSR aus nur ökonomischen Gründen angewendet haben. Dadurch kommt es zu einem „Greenwashing“. Einem präsentierten Bild eines ethisch-moralisch korrekten Unternehmens, welches nur noch außen das Bild präsentiert aber nicht nach innen. Die ökonomischen Interessen stehen bei jenem Vorgehen klar im Vordergrund. Wenn ein Unternehmen aber ernsthaft an die Sozialen, Gesellschaftlichen, Ökologischen  und wirtschaftlichen Gesichtspunkte denkt und jene organisiert und durchsetzt, ist CSR ein gutes Mittel um einer gesellschaftlichen Verantwortung auf freiwilliger Basis nachzugehen (Peter, 2012).
Chen:
Aegatrend Algorithmus: Wo endet die eigene Privatsphäre und wie genau sind Algorithmen in der heutigen Zeit?
Die Menschheit ist schon in der jetzigen Zeit umgeben von Algorithmen. Alles was man in Internet sucht oder eingibt wird gespeichert und dazu verwendet um das „perfekte Produkt“ für einen zu finden (Nagels, 2017). Es kann schon bei den normalsten Dingen anfangen, wie der Facebook-Stream den man sich anschaut, was man für Lieder auf Spotify hört, welche YouTube-Channel man abonniert hat usw.
Algorithmen werden nicht nur durch eingaben im Internet erkannt, sondern alltägliche Gegenstände merken sich auch, was man zu welcher Zeit wie tut. Beispiele dafür wären: autonome Fahrzeuge, Smart Home Systeme, Drohnen usw. (Hauser, 2016, p. 787). Sie beobachten einen, helfen bei Entscheidungen, sind miteinander vernetzt und kommunizieren somit auch miteinander.
Big Data unterstützt den ganzen Prozess schon in der heutigen Zeit. Es bezieht sich nicht auf Daten, die dem öffentlichen allgemeingültigen Interesse dienen, sondern auf personenbezogene Daten, welche auf identifizierbare Personen zurückgeführt werden können (Seitz, 2017). Heute gibt es noch keine klare ethische, rechtliche oder moralische Richtlinie, wie diese Daten gehandhabt werden sollten. Sogar Mark Zuckerberg kündigte vor einigen Jahren an, dass das „Zeitalter der Privatsphäre“ vorbei sei durch Facebook, aber dennoch nehmen es genug Nutzer hin, weil der persönliche Nutze viel größer ist, als die Bedenken über den Missbrauch der eigenen Daten. Unternehmen tun sich aber schwer diese privaten Daten zunutze zu machen, denn wenn sie das tun würden ohne den Kunden aufzuklären, dann könnte es folgen für die Kundenbindung haben (King, 2014). Ethisch spielen 4 Aspekte eine Rolle: Identität, Privatsphäre, Eigentumsrecht und Reputation. Diese dürfen nicht von Unternehmen verletzt werden.
Cathy O’Neil, Autorin von „Weapons of Math Destruction“, stellt gut dar, wie Algorithmen auch falsch liegen können, bzw. teilweise noch nicht soweit sind, dass man diese für die Aussortierung von Mitarbeitern nutzen könnte (O'Neil, 2016, pp. 4-6). Ein Beispiel dafür wäre die Lehrerin Sarah Wysocki. Erst wurde sie als eine exzellente Lehrerin eingestuft. Im darauffolgenden Jahr hat sie eine schlechte Bewertung vom IMPACT bekommen. Der neue Algorithmus hat ihre Lehrmethoden als schlecht eingestuft und somit wurde sie gefeuert. Dieser Algorithmus hat einiges nicht miteinbezogen, was die Testergebnisse der Schüler beeinflussen könnte, wie familiäre Probleme, Mobbing, Krankheiten usw.
  • Bass, B. M. & Avolio, B. (1993). Improving Organizational Effectiveness Through Transformational Leadership. Thousand Oaks: Sage Publications.  
  • Baucus, M. S., & Beck-Dudley, C. L. (2005). Designing ethical organizations: Avoiding the long-term negative effects of rewards and punishments. Journal of Business Ethics, 56, 355-370. doi:10.1007/s10551-004-1033-8
  • Campbell, J.-L., & Göritz, A. S. (2014). Culture corrupts! A qualitative study o organizational culture in corrupt organizations. Journal of Business Ethics, 120, 291 311. doi:10.1007/s10551-013-1665-7
  • Corporate Social Responsibility erklärt. Zugriff am 1.11.2017 unter https://www.wko.at/branchen/information-consulting/unternehmensberatung buchhaltung-informationstechnologie/csr/Was_ist_CSR_.html
  • Enste, D., Eyerund, T. & Knelsen, I. (2013). Führung im Wandel. Führungsstile und gesellschaftliche Megatrends im 21. Jahrhundert. RHI-Diskussion, Nr. 22, Roman Herzog Institut. 
  • Effelsberg, D. (2014). Zur ethischen Dimension transformationaler Führung. Ethisch relevante Einstellungen transformationaler Führungskräfte
sowie ethisch relevante Prinzipien und Konsequenzen transformationalen Führungsverhaltens aus unternehmensinterner und unternehmensexterner Perspektive. Unveröffentlichte Dissertation, Ruhr-Universität Bochum. 
  • Grunau, J. (2014). Führungsstile in der Diskussion. Transaktionale und transformationale Ansätze im Vergleich. Hermannstal: Bachelor + Master Publishing. 
  • Hansen, U. (2004). Gesellschaftliche Verantwortung als Business Case. In U. Schneider & P Steiner. (Hrsg.), Betriebswirtschaftliche und gesellschaftliche Verantwortung. Mit Corporate Social Responsibility zu mehr Engagement (S.61-69). Wiesbaden: Gabler Verlag. 
  • Hauser, M. (2016). Trends im Konsumverhalten - Zwischen Algorithmisierung und Romantisierung. In W. Österreich, Sparen, Konsum und Wohlstand (S. 785-795).
  • King, S. (2014). Big Data: Potential und Barrieren der Nutzung im Unternehmenskontext. Wiesbaden: Springer.
  • Klebe Treviño, L. & Brown, M. (2005). The Role of Leaders in Influencing Unethical Behavior in the Workplace. In Hrsg. R. Kidwell & C. Martin, Managing Organizational Deviance. Thousand Oaks: Sage Publications. 
  • Nagels, P. (2017). So soll sich unser Leben bis 30 verändern. Zugriff am 17.11.2017 unter https://www.welt.de/kmpkt/article166416327/Sosoll-sich-unser-Leben-bis-2030 veraendern.html 
  • O'Neil, C. (2016). Weapons of Math Destruction. USA: Penguin Books.
  • Peter, B. (2012). Unternehmerimpulse. Warum Unternehmen Corporate Social Responsibility (CSR) einsetzen. Zugriff am 1.11.2017 unter http://www.unternehmer- impulse.de/start/item/warum-unternehmen-corporate-social-responsibility-csreinsetzen
  • Seitz, J. (2017). Privacy Reloaded. Big Data und die Folgen. Zugriff am 17.11.2017 unter https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/privacy-reloaded-big-data-und-die-folgen/ 
  • WKO Wirtschaftskammer Österreich (2017). Was ist CSR?.
(c) 2020 by Tarek el Sehity
last modified: March 2020